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Fünf Fakten zum Metaverse aus Bankensicht

Tobias Tenner
Tobias Tenner
Simon Zieglgruber

Wenn Sie diesen Text lesen, erfahren Sie:

  • Welche Geschäftsmodelle Banken im Metaverse umsetzen könnten
  • Wieso viele Banken mit einem Engagement im Metaverse zögern - und welche es trotzdem probieren

Das Metaverse bilden – vereinfacht gesagt – digitale 3D-Welten, in der sich reale Menschen als Avatare bewegen und digital interagieren. Virtuelle Unterhaltungen im Metaverse unterscheiden sich von den heute bekannten Online-Meetings durch die realistischen Interaktionsmöglichkeiten zwischen den Teilnehmern. Man kann sich frei bewegen und nahezu einem echten Live-Event gleich miteinander interagieren. Das werden auch Banken nutzen. So plant beispielsweise ein europäischer Bankenverband bereits ein eigenes Metaverse für sich aufzubauen, das in der Lage ist, als Netzwerkplattform zu dienen. Hier soll es auch Raum für Meetings und Events geben. Auch für Beratungsgespräche mit Kunden aus der ganzen Welt könnte das Metaverse dienen – und eine bessere, interaktivere Umgebung bieten, als heutige Videogespräche oder Telefonate.

Banken haben bereits erste Versuche unternommen verschiedene Dienstleistungen im Metaverse anzubieten. Noch bleibt abzuwarten, ob daraus ein breitenwirksames Geschäftsfeld wird, denn noch besteht Unklarheit über die rechtlichen Rahmenbedingen. J.P. Morgan gilt als Vorreiterin, sie ist die erste Bank der Welt, die eine Niederlassung im Metaverse eröffnet hat – die größte Bank der USA startete im Februar 2022 mit einer Lounge auf der Plattform „Decentraland“. Die Dienstleistungen, die sie dort derzeit anbietet, sind klassisches Bankgeschäft, etwa Vermögensverwaltung oder Kreditvergabe.  Die Großbank HSBC hat im März 2022 virtuelle Immobilien auf der Plattform „The Sandbox“ erworben. So sollen neue Formen der Kundenbindung erschlossen und Wachstumsmöglichkeiten geschaffen werden. Die Deutsche Bank wiederum hat sich im Metaverse ein Grundstück gekauft und eine „3D-Besucherlounge“ eröffnet. In dieser Metaverse-Filiale können die Besucher in einem interaktiven Raum Videos ansehen und sich zu verschiedenen Themen informieren. 

Im Metaverse werden digitale Güter gehandelt, von Kryptowährungen bis NFTs bis hin zu Kleidung für Avatare bis zu Karten für (virtuelle) Konzerte. Banken können Beratung für Unternehmen anbieten, die den Kauf, Verkauf und die Finanzierung solcher Geschäfte umfassen. Und sie könnten auch bei Krediten ihre Erfahrung einbringen und im Metaverse etwa die Bonitätsprüfung für Kreditnehmer übernehmen. Auch den Geldtransfer zwischen Kryptowerten und dem normalen, analogen Geld könnten Banken in der Zukunft sicherstellen.

Für digitale Güter wie NFTs und Kryptowerte, die im Metaverse gekauft werden können, könnten Banken ihre Expertise in der Verwahrung von Vermögenswerten nutzen. Zur Verwahrung dieser digitalen Werte Wallets, also digitale Geldbörsen, benötigt. Da Banken höchsten Ansprüchen im Kontext von Cybersicherheit genügen, könnten sie ein Versicherungsmodell entwickeln, das das Vertrauen der Verbraucher in die neue Technologie stärkt. Zusätzlich ist vorstellbar, dass Banken mit einer benutzerfreundlichen Wallet die Komplexität reduzieren, die mit dem Verwalten einer Vielzahl an verschiedenen digitalen Werten für die Benutzer einhergeht.
Völlig offen ist, wie Zahlungen zwischen den Plattformen des Metaverse abgewickelt werden können. Dabei ist es grundlegend für die wirtschaftliche Infrastruktur des Metaverse, dass effiziente und kostengünstige Transaktionen ermöglicht werden. Innerhalb einer Plattform ist das zumeist durch den Betreiber vorgegeben – doch für Transaktionen zwischen verschiedenen Plattformen innerhalb des Metaverse ist das nicht so klar definiert. Nach jetzigem Stand geht man davon aus, dass Mikrozahlungen die wichtigste Zahlungsart im Metaverse sein werden. Hier könnten Banken Kundenwünschen nachkommen und effiziente Transaktionen anbieten.

Wie bei vielen digitalen Entwicklungen hinkt die juristische und politische Bewertung hinterher. Wie soll eine rechtliche Auseinandersetzung, die zwischen Nutzern aus unterschiedlichen Regionen der Welt nach einem Handel im Metaverse auftritt, gelöst werden? Welche Datenschutz-Regeln gelten? Wie werden Nutzer eindeutig identifiziert, um Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung über das Metaverse zu erschweren? Gerade Banken, die immer Rolle einer Vertrauensinstanz einnehmen, brauchen einen verlässlichen rechtlichen Rahmen, damit sie im Metaverse tätig sein können.

Tobias Tenner

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Tobias Tenner

Leiter Digital Finance