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So funktionieren Anleihen – Zinsen, Kurs und Rendite einfach erklärt

Vivien Rottka
Vivien Rottka

Die Turbulenzen an den Aktienmärkten haben viele Anleger verunsichert. Bei der Suche nach Anlagen, die weniger starken Kursschwankungen ausgesetzt sind, stößt man schnell auf Anleihen. Aber was genau sind Anleihen und wie funktionieren sie?

Was sind Anleihen?

Anleihen sind eine Art Kredit. Der Staat oder ein Unternehmen leiht sich Geld und verspricht im Gegenzug den Geldbetrag zurückzuzahlen. In den jeweiligen Bedingungen der Anleihe wird der Zeitraum bis zur Rückzahlung und die Zinsen festgelegt. Diese Anleihebedingungen werden zu Beginn festgelegt und bleiben grundsätzlich während der Laufzeit unverändert.

Ein einfaches Beispiel: Kaufen Sie eine Anleihe über 10.000 Euro mit einer Laufzeit von zehn Jahren und einem Zinssatz von 2 Prozent pro Jahr, erhalten Sie jährlich 200 Euro Zinsen. Nach zehn Jahren erhalten Sie die 10.000 Euro zurück.

Die Laufzeit beschreibt, wann das investierte Kapital zurückgezahlt wird. Das heißt aber nicht, dass Ihre Investition bis dahin fest gebunden ist. Denn Anleihen sind Wertpapiere und können über die Finanzmärkte frei gehandelt werden – zum jeweils aktuellen Kurs. Dieser Kurs hängt vom allgemeinen Zinsniveau, der Marktentwicklung, der aktuellen Risikoeinschätzung und der Bonität des Emittenten ab.

Faktoren der Wertentwicklung

Unterscheiden Sie zunächst zwischen Zinsen und Rendite. Die Zinsen sind die festen, regelmäßigen Auszahlungen während der Laufzeit. Die Rendite beschreibt dagegen den tatsächlichen Ertrag, den Sie beispielsweise bei einem Kauf oder Verkauf während der Laufzeit erzielen – inklusive Kursveränderungen.

Mit der Anleihe aus dem obigen Beispiel erzielen Sie über 5 Jahre jährlich jeweils 200 Euro. Im sechsten Jahr verkaufen Sie die Anleihe zu einem Kurswert von 10.200 Euro. Ihre Rendite beträgt also 5 x 200 Euro + 200 Euro.

Dabei bewegen sich Kurs und Rendite gegensätzlich zueinander. Das heißt, wenn der Kurs der Anleihe sinkt, steigt die Rendite und umgekehrt. Warum ist das so? Anlegerinnen und Anleger, die beispielsweise eine Bundesanleihe mit einer jährlichen Verzinsung von 1 Prozent besitzen, werden diese verkaufen, wenn eine ähnliche Anleihe mit einer höheren Zinszahlung von beispielsweise 1,5 Prozent auf den Markt kommt. Der Kurs der „alten“ Anleihe fällt – und zwar so lange, bis sich ihre Rendite auf dem Niveau vergleichbarer Anleihen befindet, die zum höheren Zins emittiert wurden. Dann herrscht wieder ein Gleichgewicht.

Der Kurs der Beispielsanleihe fällt und beträgt nach fünf Jahren wegen steigender Marktzinsen nur noch 9.500 Euro. Sie kaufen zu diesem Preis, erhalten am Ende aber den Nennwert von 10.000 Euro + 5 x 200 Euro. Ihre Rendite beträgt also 1.500 Euro.

Umgekehrt, wenn man eine „alte“ Anleihe von 1,5 Prozent besitzt, und es am Markt nur Papiere mit niedrigeren jährlichen Zinszahlungen gibt oder die Zinsen fallen, steigt der Wert der „alten“ Anleihen, da diese attraktiver sind. Die effektive Rendite sinkt dann entsprechend.

Der Kurs der Beispielsanleihe steigt und beträgt nach fünf Jahren wegen sinkender Marktzinsen 10.500 Euro. Sie kaufen zu diesem Preis, erhalten am Ende aber den Nennwert von 10.000 Euro + 5 x 200 Euro. Ihre Rendite beträgt also 500 Euro.

Das Zinsänderungsrisiko ist damit eines der wichtigsten Anleiherisiken. Es kann zu Kapitalverlusten führen, sofern Anleger ihre Anleihen vor dem Fälligkeitsdatum verkaufen. Anleger, die eine Anleihe dagegen bis zur Fälligkeit halten, vereinnahmen planmäßig die Zinsen und erhalten zum Ende der Laufzeit den Nennwert der Anleihe zurück – sofern der Emittent der Anleihe nicht zahlungsunfähig wird.

Wie sicher eine Anleihe ist, hängt auch von der Bonität des Emittenten ab – sie beeinflusst maßgeblich das Risiko und damit auch die Höhe der Verzinsung.

Wie kann man in Anleihen investieren?

Wer Anleihen kaufen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten:

  • Direktkauf an der Börse: Hier können Sie einzelne Wertpapiere erwerben, müssen sich aber selbst um Auswahl und Risikoabschätzung kümmern.
  • Kauf über die Hausbank: Banken bieten Ihnen eine Beratungs- und Anlagemöglichkeit zu verschiedenen Anleihen, sowohl nationale als auch internationale.
  • Investmentfonds: Wer nicht selbst auswählen möchte, kann in Fonds investieren, die ein Portfolio aus vielen verschiedenen Anleihen enthalten.

Anleihen als Baustein der Geldanlage

Anleihen sind wichtiger Bestandteil eines ausgewogenen Depots. Sie bieten kalkulierbare Erträge und ein oft geringeres Risiko als Aktien. Lassen Sie sich zu Ihrer individuellen Anlagestrategie von Ihrer Bank beraten.

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